Arbeiten im Homeoffice – Bericht eines Arbeitnehmers

Seit die Corona-Pandemie unseren Alltag auf den Kopf stellt, haben viele von uns das Arbeiten im Homeoffice zwangsläufig einmal ausprobieren müssen. Aber ist das wirklich nur etwas für den Notfall? Oder wollen wir das auch in ganz normalen Zeiten? Welche Vor- und Nachteile hat das Arbeiten zu Hause?

Lesen Sie hier den Bericht einer Arbeitnehmerin:

Wenn ich morgens vor der Arbeit meine kleine Tochter in der Kita abliefere, bin ich komplett tiefenentspannt, oft ungeduscht und zerzaust und trage ein zerknittertes T-Shirt. Am Arbeitsplatz angekommen, hänge ich als erstes draußen einen Meisenknödel auf, bereite mir meinen Lieblingskaffee zu und schlüpfe in Kuschelhose und Puschen. Wie ich aussehe oder gar rieche ist völlig egal, denn ich arbeite im Homeoffice.

Das bedeutet aber nicht, dass ich herumtrödele. Im Gegenteil, ich habe in meinem Leben noch nie so effektiv gearbeitet.

Warum fahren eigentlich immer noch so viele Leute jeden Tag ins Büro, wenn es doch eigentlich gleichgültig ist, wo der Rechner steht?

Die Vorteile eines Homeoffice-Arbeitsplatzes sind sehr vielfältig:

1. Zeitersparnis:

Ich spare mir nicht nur den Weg zur Arbeit und zurück, ich brauche auch weniger Zeit, mich morgens anzuziehen und zu schminken, ich muss mir nicht für jeden Tag eine bürotaugliche Bluse bügeln und ich kann sogar zwischendurch schnell eine Waschmaschine anwerfen.

2. Geldersparnis:

Ein Homeoffice-Arbeitsplatz ist wie eine Gehaltserhöhung. Man spart mindestens die Sprit- oder Fahrtkosten, im Falle unserer Familie sparen wir uns sogar komplett das zweite Auto, da ich alle privaten Wege mit dem Fahrrad fahren kann. Außerdem muss ich weniger Geld ausgeben für bürotaugliche Kleidung und zum zweiten Frühstück esse ich kein teures belegtes Brötchen vom Bäcker, sondern nehme mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank.

3. Effektives Arbeiten:

Wie oben schon geschrieben arbeite ich in meiner häuslichen Abgeschiedenheit sehr viel effektiver als in einem Büro, wo ständig Telefone klingeln und Menschen unterwegs sind. Niemand unterbricht mich oder hält mich im Schwätzchen auf. Ich bin hochkonzentriert und ich bringe Vorgänge schnell zu Ende, ohne dass mich jemand unterbricht und ich mich immer wieder neu eindenken muss.

4. Der Wohlfühlfaktor:

Leider sehen viele Büros immer noch aus wie Operationssäle. In meinem Homeoffice habe ich einen schönen Schreibtisch aus Holz, Bilder und Pflanzen um mich herum und wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich, wie sich die Spatzen um den oben erwähnten Meisenknödel streiten. Wenn ich kalte Füße habe, mache ich mir eine Wärmflasche oder hole mir eine Wolldecke und im Sommer findet man mich mit meinem Laptop auf der Terrasse. Ob man das, was das mit mir macht, auch in Zahlen messen kann, weiß ich nicht, aber vielleicht ja in Währungen wie „Gesundheit“, „Zufriedenheit“ oder Ähnlichem.

5. Organisation des eigenen Alltags:

Gerade, wenn man Kinder hat, ist das Arbeiten im Homeoffice mit Gold nicht zu bezahlen. Meine 10-jährige hat eine ganz normale Erkältung, bei der ich auch ohne Arztbesuch weiß, dass sie nach 3 Tagen im Bett wieder in Ordnung ist? Ich erspare es uns beiden, nur wegen der Krankschreibung 3 Stunden in einem überfüllten Wartezimmer zu sitzen und uns die nächsten Keime einzufangen. Stattdessen packe ich mein Kind mit einem Hörspiel ins Bett und setze mich an meinen Schreibtisch. Der Lehrer ist krank und das Kind hat die ersten beiden Stunden frei? Kein Problem, ich bin ja zu Hause. Der Kindergarten ruft an, weil das Kind sich verletzt hat? Gebt mir 5 Minuten, dann bin ich dort. Das Kind hat 12 Wochen Schulferien, ich aber nur 6 Wochen Urlaub? Schlaf aus, mein Schatz, dann geh‘ nach draußen und treffe Deine Freunde, und wenn etwas sein sollte, bin ich ja da.

6. Flexibilität:

Solange ich auf meine Stunden komme, ist es fast egal, wann ich arbeite. Natürlich spreche ich mich mit meiner Chefin und meinen Kollegen ab, aber Arzttermine, Behördengänge oder ähnliches kann ich ganz entspannt auch in den Vormittag legen. Die Zeit arbeite ich dann einfach nachmittags oder abends nach.

7. Für die ganze Gesellschaft:

Rein von der Rechnung her ist diese Behauptung natürlich angreifbar, aber wenn jeder, der sonst mit dem Auto zum Arbeiten in die Innenstädte fährt, nur einen einzigen Tag in der Woche Homeoffice macht, hätten wir ein Fünftel weniger Verkehr auf den Straßen. Wir hätten weniger Abgase in der Luft, weniger Lärm in den Städten und weniger Verletzte bei Verkehrsunfällen.

Natürlich gibt es auch Nachteile und Herausforderungen:

1. Der kleine Dienstweg:

Dieser lässt sich aus dem Homeoffice heraus nur schwer gehen. Ein kurzes „…weißt Du zufällig …?“ über den Schreibtisch oder das entspannte Antesten eines Themas am Kaffeeautomaten gibt es für Homeofficeler nicht.

2. Soziale Kontakte mit den Kollegen:

Da fällt natürlich einiges flach. Das gemeinsame Mittagessen in der Kantine oder das Feierabendbierchen in der Bar ums Eck können einem schon fehlen. Es schadet auch nicht, wenn man im November von sich aus einmal anfragt, wann denn die Weihnachtsfeier stattfindet. Ansonsten rate ich allen dazu, sich hin und wieder im Büro blicken zu lassen, die Kollegen zum Geburtstag anzurufen oder sich anderweitig immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, damit man trotz des ausgelagerten Arbeitsplatzes ein Teil des Teams bleibt.

3. Disziplin:

Eine gewisse Disziplin muss man schon an den Tag legen, damit das mit dem Homeoffice funktioniert. Wer befürchtet, dass er den Tag mit allem Möglichen verbringt, nur nicht mit Arbeiten, sollte sich überlegen, ob Homeoffice das richtige für ihn ist. Besonders, wenn man kleine Kinder hat, ist es eine Illusion zu denken, dass man arbeiten kann, während die Kinder zu Hause sind. Es funktioniert nur, wenn die Kinder während der Arbeitszeit in der Betreuung, in Kindergarten oder Schule sind. Jemand, der keine Kinder hat, die irgendwann aus der Schule wieder auftauchen oder aus der Kita abgeholt werden müssen, muss vielleicht sogar darauf achten, seine Pausen und seinen Feierabend wirklich einzuhalten und nicht durchzuarbeiten, bis ihm der Kopf auf den Schreibtisch knallt.

4. Platzbedarf:

Mein Arbeitgeber hat dafür Sorge zu tragen, dass ich als Arbeitnehmer bei der Arbeit meine Gesundheit nicht gefährde. Außerdem muss er ein Interesse daran haben, dass vertrauliche Daten und Unterlagen nicht in falsche Hände geraten. Für mich bedeutet das, dass ich zu Hause einen separaten Raum übrighaben muss, in den mindestens ein ergonomisch einwandfreier Schreibtisch, ein Drehstuhl und vielleicht sogar ein abschließbarer Schrank hineinpassen.

Wer diese Herausforderungen annehmen kann und will, dem kann ich Arbeiten im Homeoffice nur wärmstens empfehlen. Die technischen Voraussetzungen dafür sind in den meisten Haushalten vorhanden. Und wenn der Chef noch überzeugt werden muss, hilft vielleicht hilft das Argument, dass Sie, während die anderen Kollegen noch im Stau stehen oder einen Parkplatz suchen, schon längst konzentriert und mit zerzausten Haaren und in Puschen an Ihrem Schreibtisch sitzen.

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